Schulgründung
Die Gründung der Freien Waldorfschule Biberach am 17. September 2005
Für die Errichtung einer Waldorfschule in Biberach gab es eine Reihe guter Gründe. Zunächst liegt Biberach recht zentral inmitten eines größeren Einzugsgebietes, in dem keine Waldorfschulen existieren. In südlicher Richtung muss man bis Wangen oder Ravensburg fahren, um eine solche Einrichtung zu erreichen. Die vergleichsweise gute Verkehrsanbindung Biberachs ist ein zusätzlicher Standortfaktor zugunsten einer Schule mit überregionalem Einzugsgebiet.
Die Waldorfschule Biberach wurde im September 2005 gegründet und steht allen Kindern offen. Die Schule wächst jedes Jahr um eine erste Klasse, so dass der Prozess der Schulgründung abgeschlossen sein wird, wenn die Schule zur Vollständigkeit herangewachsen ist.
Biberach: Ein guter Nährboden für eine Waldorfschule
Wichtiger als die geographischen Aspekte war jedoch der in Biberach und Umgebung seit langem gewachsene und sehr lebendige "Nährboden" für die Trägerschaft einer Waldorfschule. An erster Stelle steht der seit 30 Jahren erfolgreich betriebene Biberacher Waldorfkindergarten, dessen Trägerverein bereits im Namen "Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik" seine konzeptionelle Ausrichtung über den Kindergarten hinaus dokumentiert. Das Streben nach einer Schule in Biberach gehört zu den satzungsgemäßen Zielen des Vereins.
Nicht ohne Hintergedanken hatte man deshalb bei der Festlegung des Standortes für den Neubau des Waldorfkindergartens im Biberacher Hühnerfeld eine Umgebung gewählt, die sich räumlich und auch bebauungsrechtlich schrittweise zu einem waldorfpädagogischen Zentrum erweitern lässt. Dieser Gedanke wurde im Zuge der Kindergartenplanung im Jahr 2000 mit einem städtebaulichen Gesamtentwurf und der Sicherstellung eines Vorkaufsrechts für die benötigten Flächen verankert.
Die Initiative für eine Biberacher Waldorfschule wurde in gleichem Maße auch von den Betreibern des im benachbarten Bad Schussenried aktiven, ebenfalls zweigruppigen Waldorfkindergarten getragen.
Damit ruhte die Initiative nicht nur auf einer recht breiten und in allen notwendigen Belangen sehr erfahrenen ehrenamtlichen Mitarbeiterschaft, sondern kann mit insgesamt vier aktiven Kindergartengruppen auch von einem hinreichenden Potential interessierter Eltern und Schüler ausgehen.
Das Anthroposophische Umfeld:
Zum guten Nährboden in Biberach tragen auch ideell verwandte, nichtpädagogische Einrichtungen bei, die nach den Inhalten Rudolf Steiners arbeiten. Es gibt Ärzte, die nach Steiners grundlegenden Angaben zur Erweiterung der Heilkunst praktizieren. Eine Reihe von Landwirten in der Region produzieren ihre Erzeugnisse nach den DEMETER-Richtlinien. In der Region ist auch der älteste und größte Hersteller für biologisch-dynamische Tierarzneimittel ansässig. Schließlich existieren mit der "Christengemeinschaft" und der "Anthroposophischen Gesellschaft" in Biberach zwei Gruppierungen, die sich seit mehr als 50 Jahren den religiösen und kulturellen Facetten des Steiner'schen Gedankengutes widmen. Sie haben ihr Domizil im Christian-Morgenstern-Haus direkt neben dem Waldorfkindergarten gefunden, wo neben den regelmäßigen Gottesdiensten auch Fortbildungen, Informationstage, Vorträge und Lesekreise angeboten werden.
Gründungskonzept auf fünf Säulen
auf fünf Säulen
Die Gründungsinitiative konnte also auf guten Vorbedingungen aufbauen. Doch die Gründung einer Schule war eine "Jonglage" mit fünf Bällen. Es musste ein Zeitpunkt gefunden werden zu dem erstens geeignete Räumlichkeiten, zweitens genügend Schüler zur Bildung einer Klasse und deren Eltern, drittens eine Patenschule, viertens ausreichend Lehrer und fünftens ein langfristiges Finanzierungs- und Trägerkonzept verfügbar waren. Das Gründungsvorhaben hing ab von der gleichzeitigen Errichtung dieser fünf Säulen. Die Schulgründungsinitiative Biberach hatte alle Vorbereitungen getroffen, so dass die Schule im September 2005 gegründet werden konnte.
Erste Säule: Geeignete Räumlichkeiten
Der Trägerverein des Biberacher Waldorfkindergartens beherbergte die erste Klasse der Freien Waldorfschule Biberach für ein Jahr im Eurythmieraum des Kindergartens. Die Schule hat so die Möglichkeit gleich an ihrem eigentlichen Standort zu beginnen. Die Schulkinder gewöhnten sich an den Ort und es war für sie kaum eine Umstellung, nach dem ersten Schuljahr in den Schulneubau neben dem Kindergarten umzuziehen. Außerdem wurde so der Schulalltag unmittelbarer und transparenter für die Schulkinder und deren Eltern des nächsten Schuljahres.
Zweite Säule: Die Lehrer/innen
Nach mehreren Vorstellungswochenenden und Vorstellungsgesprächen entschied sich die Initiative Frau Colette Rey als Klassenlehrerin mit der ersten Klasse zu betrauen. Die Klasse wird in den ersten drei Schuljahren nach dem Prinzip des "Bewegten Klassenzimmers" unterrichtet. Besonders wichtig dabei sind die ständige Anwesenheit des Klassenlehrers, ein fließender Tagesablauf und der Verzicht auf Tische und Stühle. Der Klassenlehrer unterrichtet alle Fächer außer Handarbeit, Eurythmie und Religion.
Für die erste Klasse konnte ein Kollegium mit vier Lehrer/innen eingestellt werden. Nach einem Jahr übernahm Herr Klaus Ude -als Klassenlehrer- unsere Gründungsklasse und unterrichtet bis heute erfolgreich unsere älteste Klasse.
Säule drei: Schüler und Eltern
Den Mittelpunkt der Schule bilden die Schüler/innen und die Eltern.
Die erste Klasse hatte mit 15 Schüler/innen im September 2005 begonnen. In der Folgezeit ist geplant, 25 Kinder pro Klasse aufzunehmen.
Vierte Säule: Die Patenschule
Die Freie Waldorfschule Biberach wird nicht alleine dastehen. Neben unserer Patenschule Ulm Römerstraße (42 km entfernt), die erfahrenste Schule in unserer Gegend, haben wir zu jeder Nachbarwaldorfschule Kontakte geknüpft. Dazu gehört die ebenfalls altbewährte Waldorfschule in Wangen (58 km), die Waldorfschulen Ulm Illerblick (42 km), Großengstingen (67 km) und Ravensburg (45 km). Unsere Patenschule Ulm Römerstraße wurde 1947 mit 250 Schülern in der Klassen 1 bis 6 gegründet. Herr Kessler (Eurythmist und Oberstufenbetreuer) und Herr Autenrieth (Klassenlehrer) erklären sich bereit, sich als Vertreter der Römerstraße verantwortlich zu zeigen.
Fünfte Säule: Trägerschaft und Finanzierung
Bleibt die Errichtung der fünften Säule: Trägerschaft und langfristige Finanzierung. Am 9. November 2004 gründete die Schulgründungsinitiative Biberach/Bad Schussenried den Verein "Schulgründungsinitiative für Waldorfpädagogik Biberach e.V.". Der Verein hatte damals 61 Mitglieder, von denen die meisten dem Verein fördernd zur Seite standen.
Mit zu den Gründungsmitgliedern gehören die Trägervereine der Kindergärten in Biberach und Bad Schussenried. Beide verfügen über langjährige Erfahrungen als Rechts- und Wirtschaftsträger und sind in die waldorfpädagogische Bewegung bestens eingebunden.
Der Verein bestand aus acht Vorständen und sieben weiteren engen Mitarbeiter/-innen. Die Gründungsmitglieder arbeiteten fast geschlossen fünf Jahren an der Gründung der Freien Waldorfschule Biberach.
Die Mitglieder trafen sich wöchentlich um die Ergebnisse der Arbeitskreise zu besprechen, um Entscheidungen zu treffen und um weitere Vorgehensweisen abzustimmen. Jeder arbeitete in mehreren Arbeitskreisen mit: Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Pädagogik, Finanzen, Vereinsorganisation, Sponsoring, Baukreis, Grundlagenarbeit.
Bewerbungsgespräche wurden gemeinsam durchgeführt. Bewerber wurden nur nach gemeinsamer einstimmiger Abstimmung eingestellt.
Die Gründungsmitglieder des Vereins "Schulgründungsinitiative für Waldorfpädagogik Biberach e.V." haben die Gründung der Freien Waldorfschule Biberach verantwortungsbewusst und umfassend vorbereitet, um den ersten Schülerinnen und Schülern einen sorgfältig geplanten Start ins Schulleben zu ermöglichen.
Gründungsvorstände der "Schulgründungsinitiative für Waldorfpädagogik Biberach e.V."
Gründungsvorstände der "Schulgründungsinitiative für
Waldorfpädagogik Biberach e.V."
Daniela Arnold
Astrid Delfino
Margit Forst-Schlichte
Jennifer Gutschker
Matthias Kräutle
Monika Koros-Steigmiller
Anke Kanzenleiter
Nina Lenser
Sandra Wiggenhauser
Inge Maurer