Als Quereinsteiger auf die Waldorfschule wechseln

Veröffentlicht am 06. Jun 2023 um 16:38 Uhr

Neuanfang durch Quereinstieg

An der Freien Waldorfschule Biberach werden Schülerinnen und Schüler von der 1. bis zur 13. Klasse unterrichtet. Unabhängig von der Klassenstufe ist ein Wechsel von einer Regelschule auf die Waldorfschule Biberach jederzeit möglich. Ein Überblick über den Quereinstieg an die Freie Waldorfschule Biberach für Schülerinnen und Schüler im Landkreis Biberach. „An der Waldorfschule wird auf das Kind ganz individuell und ganzheitlich geschaut.“ „Hier gefällt mir die kleinere Schulgemeinschaft und dass alles locker und entspannter ist.“ „An den staatlichen Schulen herrscht zu viel Druck durch die Lehrerinnen und Lehrer und das Schulsystem, uns fehlte zudem die Menschlichkeit.“ Diese und weitere Punkte nennen Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern, fragt man sie nach den Gründen, weshalb sie von einer Regelschule auf die Freie Waldorfschule Biberach gewechselt sind.

Es sind vor allem der schulsystembedingte Druck, der an den staatlichen Schulen meist schon ab der ersten Klasse auf den Schülerinnen und Schülern lastet, sowie die Lernmethoden, die für Familien den Ausschlag geben, sich nach Alternativen umzuschauen. Zu diesem Schluss kam auch eine Studie der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe im Schuljahr 2004/2005, bei der mehr als 450 Familien nach dem Quereinstieg auf eine Waldorfschule befragt wurden. Der Leistungsdruck wurde von den befragten Familien als zweitwichtigster Grund genannt (58,2 %), wobei das mitunter in der Öffentlichkeit vorherrschende Vorurteil, dass vor allem leistungsschwache Schülerinnen und Schüler auf eine Waldorfschule wechseln würden, durch die Studie widerlegt werden konnte.

Eine Schulzeit, während der man mit Freude und motiviert zur Schule geht, und eine Lehr- und Lernumgebung, in der man angstfrei lernen kann – das wünschen sich wohl alle Eltern für ihre Kinder.

Die Familien, die den Quereinstieg zur Waldorfschule Biberach gewagt haben, sehen ihre Wünsche erfüllt: „Die Individualität des Kindes wird hier geachtet.“ „Die Kinder lernen mit Freude, ganzheitlich und vor allem fürs Leben.“
Auf der Suche nach einer Schule, die auf Grundlage der Waldorfpädagogik arbeitet, gibt es im Landkreis Biberach seit dem Schuljahr 2005/2006 die durch eine Elterninitiative ins Leben gerufene Freie Waldorfschule Biberach. Hier wird der Wunsch der Familien nach Achtung der Individualität der einzelnen Kinder erfüllt, da die individuelle Entwicklung und Förderung der Schülerinnen und Schüler mit allen ihren Stärken und Schwächen im Vordergrund stehen.

Quereinsteiger-Familien entscheiden sich mit dem Wechsel für die spezifischen Lern- und Lehrmethoden der Waldorfschule, wie beispielsweise das „Bewegte Klassenzimmer“ in der 1. bis 3. Klasse: Viel Bewegung, rhythmische Elemente, regelmäßige Aufenthalte im Freien sowie die fein- und grobmotorische Schulung der Kinder im Unterricht begünstigen nachweislich die Entwicklung von Sprache und Lernen und unterstützen die Schulung der Sinne sowie die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten. Die Förderung von Gemeinschaftssinn, Kunst, Handwerk, Naturverbundenheit sowie vielfältige Praktika sind nur einige Aspekte, die von vielen Familien als Vorteil der Waldorfschule gegenüber Regelschulen verstanden werden.
Der Schulwechsel an die einzügige Waldorfschule Biberach ist jederzeit, auch im laufenden Schuljahr, und prinzipiell in allen Klassenstufen möglich, sofern in der jeweiligen Klasse freie Plätze vorhanden sind. Selbst ein Wechsel nach der 10. Klasse ist realisierbar, da der Abschluss der Mittleren Reife an der Waldorfschule Biberach erst nach der 12. Klasse erfolgt. Somit kann ein Wechsel von einer staatlichen Schule in oder nach der 10. Klasse beispielsweise die Möglichkeit bieten, das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.

Quereinsteiger auf der Waldorfschule.

Foto: Christoph Behm

Wie der Quereinstieg gelingt

Ist in der Familie die Entscheidung für den Wunsch des Quereinstiegs gefallen, sollte einer der monatlichen Informationsabende besucht werden: Hier können die ersten Fragen geklärt, die Waldorfpädagogik kennengelernt und die Räumlichkeiten der Schule besichtigt werden. Bei weitergehendem Interesse können die Familien unverbindlich ihren Aufnahmewunsch bekunden und – wenn in der gewünschten Klasse ein Platz verfügbar ist – findet ein Informations- und Kennenlerngespräch mit der Familie und der zukünftigen Klassenlehrerin bzw. dem zukünftigen Klassenlehrer statt. Im Rahmen des Gesprächs werden die Motive für einen Schulwechsel, die Wünsche und Vorstellungen der Familien, die mit dem Quereinstieg verbundenen Herausforderungen sowie die Bereitschaft der Familien zur zukünftigen Zusammenarbeit mit der Waldorfschule Biberach erörtert. Ist die Aufnahme der Schülerin bzw. Schülers möglich und weiterhin von der Familie gewünscht, so findet im Anschluss eine Schnupperwoche statt, in der die Schülerin bzw. der Schüler in der zukünftigen Klasse hospitiert.
Der Quereinstieg von einer staatlichen Schule auf die Waldorfschule ist mit einigen Umstellungen für die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern verbunden: So wird der Hauptunterricht in sog. Epochen gelehrt, und in den Unterrichtsfächern Handarbeit und Werken haben besondere Teildisziplinen wie beispielsweise Weben und Spinnen oder Schmieden und Kupfertreiben ihren festen Platz. Auch Eurythmie, eine Kunstform, die das Orientierungsvermögen schult und die Erlebnisfähigkeit für die Qualitäten von Sprache und Musik, aber auch für Bewegungen und den Mitmenschen stärkt, stellt für alle Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ein neues Fach dar. Zudem werden die Familien an der Waldorfschule Biberach stark in das Schulleben mit einbezogen. Daher sollten sich die Familien bestenfalls schon vorab mit der Waldorfpädagogik auseinandersetzen.

Mit Blick auf den Fremdsprachenunterricht in Englisch und Französisch, der an der Waldorfschule Biberach bereits ab der 1. Klasse stattfindet, ergeben sich für Schülerinnen und Schüler mit Quereinstieg in der Unterstufe (bis Klasse 4) in den meisten Fällen keine Probleme. Hier werden die fehlenden Fremdsprachenkenntnisse überwiegend unkompliziert im laufenden Unterricht nachgeholt. In den höheren Klassen muss vorab individuell mit den Familien herausgefunden werden, ob ggf. fehlende Kenntnisse in Französisch im Rahmen eines von der Schule angebotenen Förderunterrichts aufgeholt werden können.
Sowohl die absolute Zahl der privaten und freien Schulen in Deutschland als auch der prozentuale Anteil der Schülerinnen und Schülern, die eine Privatschule in Deutschland besuchen, steigen laut Statistischem Bundesamt seit drei Jahrzehnten beständig an. Auch an der Freien Waldorfschule Biberach ist dies festzustellen, startete sie doch im Jahre 2005 mit lediglich 15 Kindern in der 1. Klasse, während im Schuljahr 2022/2023 29 Kinder ihre Schulzeit in Biberach an der Waldorfschule begannen.

Interessierte Familien, die sich für die Waldorfpädagogik interessieren und über einen Schulwechsel ihres Kindes nachdenken, erhalten Antworten auf ihre Fragen und nähere Informationen zum Quereinstieg und zur Freien Waldorfschule Biberach jeden ersten Schul-Mittwoch im Monat um 19 Uhr. Die jeweiligen Termine werden unter https://waldorfschule-biberach.de bekanntgegeben.
„Gespräche mit Familien sowie Lehrkräften der Schule, beispielsweise im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen der Schule, und der Besuch der Informationsabende“ sind die Tipps der Familien, die bereits erfolgreich auf die Freie Waldorfschule Biberach gewechselt sind, für mögliche zukünftige Quereinstiegsfamilien.
Die einzügige Freie Waldorfschule Biberach wurde 2005 gegründet und erfreut sich stetig wachsender Beliebtheit im Landkreis Biberach. Aktuell besuchen rund 260 Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 1 bis 13 die Gesamtschule in freier Trägerschaft, deren Kollegium 25 Lehrkräfte umfasst.

Text: Catrin Igl