Lehrplan & Fächer
Ein ständig sich entwickelnder Rahmenlehrplan
Waldorfschulen verstehen ihren Lehrplan als einen sich ständig entwickelnden Rahmenlehrplan, der in der konkreten Zusammenarbeit der Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schülerinnen und Schülern inpidualisiert und modifiziert werden kann.
Er beruht auf dem Grundsatz, dass der Unterrichtsinhalt und die Methode des Lernens auf die altersgemäße Entwicklung der jungen Menschen abgestimmt sind. Im pädagogischen Ansatz spielen Ganzheitlichkeit und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle:
Von der ersten Klasse an soll der Lernstoff möglichst umfassend, also mit Kopf, Herz und Hand erfahren werden. Das methodische Vorgehen verlagert sich dann im Lauf der Jahre von der mehr erlebnismäßigen zur zunehmend kognitiven Erarbeitung der Unterrichtsinhalte. Kurz gesagt: von der Kenntnis zur Erkenntnis.
Bis zur 12. Klasse aber bleibt der handwerklich-künstlerische Unterricht ein zentraler Teil des Schulprogramms.
Als Grundlage dienen die Lehrplan-Angaben von Rudolf Steiner, die auch in einem Sammelband von Karl Stockmayer veröffentlicht sind. Sie haben den Charakter von Leitlinien und sind nicht als bindende Curricula zu verstehen.
Die Lehrperson besitzt eine große Gestaltungsfreiheit, natürlich innerhalb der staatlich vorgegebenen Bildungsziele.
Der ursprüngliche Lehrplan von 1919 wird laufend den neuen Gegebenheiten angepasst und weiterentwickelt. Viele neue Unterrichtsinhalte und auch einige neue Fächer sind dazu gekommen, z. B. Informatik oder Sozialkunde.
Die aktuellste Lehrplanübersicht stammt von Tobias Richter.

Der Lehrplan (grafische Darstellung)
Dieser Plan zeigt Schwerpunkte der Unterrichtsthemen. Diese sind meist nur in der Klassenstufe aufgeführt, in der sie zum ersten Mal im Unterricht erscheinen. Oft werden die Themen in den folgenden Klassen weiter entwickelt.
Quelle: Bund der freien Waldorfschulen

Künstlerisch-handwerklicher Unterricht
Ein vielfältiger handwerklicher Unterricht fördert die lebenspraktische Orientierung der Schüler/-innen.
Der Werkunterricht beginnt in der 5. Klasse mit der Herstellung des eigenen Werkzeugs aus Holz. In den kommenden Jahren werden mit diesen Werkzeugen z.B. Vogelhäuser hergestellt, Schalen geschnitzt oder Brieföffner und Kinderspielzeug hergestellt.
In der Oberstufe ab Klasse 9 kommt mit dem Metall das Schmieden und Kupfertreiben dazu. Außerdem werden mit Weiden Körbe geflochten oder Weidenhäuser im Garten gesteckt und geflochten. Bei der Holzbearbeitung stehen jetzt Funktionalität und passgenaues Arbeiten im Vordergrund z.B. bei der Herstellung von Möbeln.
Im 11. Schuljahr taucht der Ton auf. Aus ihm werden Tongefäße hergestellt.
In der 12. Klasse folgt die Gestaltung der menschlichen Figur und des Kopfes und mit dem Steinhauen eine Erfahrung mit einem neuen Material.
Das Malen und Zeichnen durchzieht die gesamte Schulzeit.

Formenzeichnen und Geometrie
Das Fach Formenzeichnen wird nur an Waldorfschulen unterrichtet.
Hier begegnet das Kind in künstlerischer Weise der Formenwelt. Im Erfassen und Gestalten freier Formen bildet es seine Feinmotorik aus, schult die mit der Bewegung verbundenen Sinne und entwickelt ein ästhetisches Formerleben. Zugleich bereitet das Formenzeichnen die höheren Stufen des Geometrieunterrichts vor.
Ab der 1. Klasse werden zunächst einfache Formen, die der/die Lehrer/-in an die Tafel zeichnet, vielfältig durch Laufen, in die Luft oder den Rücken des Nachbarn malend, etc. geübt, bis sie letztlich mit Wachsmalkreiden kunstvoll in die Hefte übertragen werden. Ab der zweiten Klasse werden verschiedene, auch geschwungene Formen an Achsen gespiegelt, im Zeichenunterricht wird dies auf künstlerische Weise weiterentwickelt. Dies schult die Wahrnehmung und das Denkvermögen.
Die Mittelstufe beginnt dann mit der Freihand-Geometrie: Ohne Lineal und Zirkel werden geometrische Formen konstruiert. Erst danach kommen auch Winkelmesser und Zirkel dazu. In Klasse 7 und 8 wird die Berechnung von Flächeninhalten Unterrichtsthema, danach die Berechnung räumlicher Gebilde.
In der Oberstufe folgen Kegelschnitte, Trigonometrie und in Klasse 11 die Projektive Geometrie. Im Vermessungspraktikum erfahren die Oberstufenschüler/-innen praktische Geometrie.







Eurythmie
Im Unterschied zu gymnastischen, pantomimischen oder tänzerischen Bewegungen, die völlig frei gestaltet werden können, gibt es in der Eurythmie für jeden Laut der Sprache und für jeden Ton eine bestimmte Gebärde.
Eurythmie ist die Kunst, Sprache oder Musik mit dem Körper durch Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Über die Eurythmie kann man einen Weg finden, sich selber auszudrücken. Eurythmie verbindet Geist und Körper und stärkt das Sozialverhalten und Vertrauen in einer Gemeinschaft. Durch Koordinationsübungen hilft sie dabei, den Körper mit dem Kopf zu verbinden.
Bewegungswesen Mensch: Eurythmie bietet vielfältige Bewegungsansätze und EinsätzeGoetheanum, Dornach, Schweiz, 5. November 2021
Eurythmie ermöglicht in allen Lebensaltern, sich mit dem eigenen Körper zu verbinden, zu lernen, Emotionen wie auf einem Musikinstrument sprechen zu lassen, sowie soziales Zusammenwirken zu üben und zu vertiefen.
Der Mensch setzt sich mittels Bewegung in ein Verhältnis zu seiner Umwelt. Das können innere Empfindungen und äußere Handlungen sein. Zugleich zeichnen sich die Lebensprozesse des menschlichen Organismus durch Rhythmen aus. Die Eurythmie macht all dies in erfüllten Gebärden und Raumformen sichtbar. «Die Eurythmie stellt sich bis in die Körperlichkeit in dieses Kräftegefüge aus lebendiger Bewegung, seelischer Durchdringung und geistig-individueller Präsenz hinein», so die Eurythmistin Ulrike Wendt.
Bewegung hat eine Bedeutung für den Entwicklungsweg des Menschen. Im Eurythmieunterricht steht der heranwachsende Mensch im Zentrum. Indem er lernt, den Körper geschickt zu ergreifen, erwirbt er sich Sicherheit im Handeln. Das Sich-Versetzen in eine Rolle übt seine Wahrnehmung verschiedener Perspektiven und macht so mit alternativen Handlungsmöglichkeiten vertraut. Indem sich der Mensch in ein aufmerksames Verhältnis zur Umwelt versetzt, leistet die Eurythmie einen Beitrag für einen Zusammenklang, für eine Schönheit im Miteinander, wofür das Wort ‹Eurythmie› steht. Damit ist nicht ‹eitel Sonnenschein› gemeint – doch indem urbildliche Kräfte in Sprachlaut und musikalischem Ton ergriffen und sichtbar gemacht werden, werden sie reflektierbar. Insofern der Menschen selbst Ausdruck von Bewegungen ist, lässt sich aus ihnen ablesen, wo es möglicherweise stockt: ‹Heilen in Bewegung› ist Thema von Heileurythmie beziehungsweise von Eurythmietherapie.
Eurythmie im Kinder- und Jugendalter sowie für Erwachsene beschreiben Eurythmistinnen und Eurythmisten im Buch ‹Eurythmie. Der Mensch in Bewegung› anhand konkreter Unterrichtsbeispiele. Sie beziehen sich dabei auch auf besondere Lebenssituationen wie Krankheit und soziale Aufgabenstellungen wie Sozialkompetenz, Gemeinschaftsbildung und Zusammenarbeit.
Buch Stefan Hasler, Matthias Jeuken (Herausgeber): Eurythmie. Der Mensch in Bewegung,
Verlag am Goetheanum 2021, 168 Seiten, 25 Euro,
Buchbestellung über: goetheanum-verlag.ch
Fremdsprachen
Für Schüler/-innen der Realschulgruppe endet der Französischunterricht nach Klasse 11. Im Fach Französisch muss keine Realschulprüfung abgelegt werden.
Für Kinder die als Quereinsteiger nach Klasse 5 in unsere Schule wechseln, und bisher an ihrer alten Schule kein Französisch hatten, bieten wir von Klasse 5-8 eine kostenlose wöchentliche Französischnachhilfestunde an.
Bitte sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Fragen zum Fremdsprachenunterricht haben oder besuchen Sie unsere monatliche Infostunde, hier finden Sie die nächsten Termine.
Oder rufen Sie uns an:
07351-1801500, bzw.
schreiben uns eine E-Mail:
